Filmtipp – „Frohes Schaffen“: Müßiggang als Gegenentwurf

Vor fast einem Jahr – als einen meiner ersten Beiträge- stellte ich hier Böll’s Geschichte „zur Senkung der Arbeitsmoral“ ein.

Nicht ohne Hintergedanken. Der „Tanz um das goldene Kalb“ Geld hat so „ganz nebenbei“ den Begriff Arbeit pervertiert und Nicht-Erwerbsarbeit entwertet.Über die Auswüchse und Folgen wurde viel, sehr viel geschrieben. Da kann ich mir meinen Senf getrost sparen…

Exkurs:
Goldenes Kalb war doch eher früher ( Wikipedia, klick ), heute ist das Kalb erwachsen und damit ein Bulle, der als Bronzefigur vor der Börse Frankfurt zu finden ist. Wenngleich gewiss ohne Absicht, so ist die Symbolwahl doch irgendwie bezeichnend.

Heute nun entdeckte ich, dass seit letzter Woche ein interessanter Dokumentarfilm in den Kinos läuft.
In der „Zeit“ liest sich die Beschreibung so, Zitat:
(…) Arbeit, so lautet Faigles These, ist zum Religionsersatz im kapitalistischen System geworden. Nur wer Arbeit hat, zählt als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. „Man muss ja froh sein, Arbeit zu haben“, heißt es. Selbst Menschen, die ausgesprochen ungern arbeiten, finden Halt daran. Arbeit strukturiert den Tag und gaukelt einen Sinn im Leben vor – obwohl viele Tätigkeiten überhaupt nicht sinnhaft sind. Banker, Versicherungsmakler, Aktienhändler beispielsweise. In einer Gesellschaft, in der vieles über das Geldsystem geregelt wird, sind sie wichtige Akteure. Aber ihre Tätigkeit stiftet keinen Sinn. Und die Menschen, die sie ausüben, sind austauschbar.

http://www.zeit.de/karriere/2013-04/frohes-schaffen-konstantin-faigle/seite-1

Andere Rezension, auszugsweise

(…)  So erwuchs Arbeit zur Religion, wie es Konstantin Faigles Gesprächspartner immer wieder predigen. Es sind schlaue und provokante Leute wie Jeremy Rifkin, US-amerikanischer Soziologe, Ökonom, Publizist und Kritiker des kapitalistischen Systems. Oder der US-Historiker Benjamin Hunnicutt. Oder Susan Blackmore, Autorin und Psychologin. Wenn sie reden, hat der Film seine stärksten Momente. Die sorgsam gewählten Gesprächspartner bringen die Dinge so gekonnt und rhetorisch ausgezeichnet auf den Punkt, dass dem Zuschauer der Irrsinn des Systems geradezu logisch erscheint. Ein System, dass die Menschen weitgehend entmündigt hat, weil viele Leute gar nicht wissen, was sie tagein, tagaus da treiben.

Und weil hinter Arbeit heute das Gefühl der Angst steht: die Angst, nicht gut genug zu sein. Die Angst, gefeuert zu werden. Die Angst, immer mehr und mehr leisten zu müssen. Die Angst, sich nicht gegen die anderen durchsetzen zu können. Die Angst vor der Existenznot. Das alles macht Stress. Doch Angst, Entfremdung und Stress vermengen sich zu einer Killerkombination, die Abermillionen Menschen in die Depression treibt. Zu einer Killerkombination, die für die allermeisten Arbeit nicht zum sinnstiftenden Lebenselixier macht, sondern zur Verdammnis.

weiterlesen auf „Psychologie heute“, klick

Programmkinos gibt es leider nicht überall

Ein wenig geärgert habe ich mich schon, denn weder in Offenbach (wen wundert’s) noch in Frankfurt wird der Film aufgeführt. Der nächste Ort wäre Mainz, und das ist doch ein wenig weit „nur“ für einen Kinobesuch.
Für mich bedeutet das, warten, bis der Film in den privaten Verleih kommt.
Sollte ich aber ein näher an Offenbach gelegenes Filmspielhaus übersehen haben und Ihr entdeckt es zufällig, seid so lieb und teilt mir das bitte mit.
Euch, meinen lieben Freunden und Lesern, möchte ich den Film -ungesehenerweise, aber dennoch- an’s Herz legen.
Und falls Ihr ihn anschaut, wäre es schön, würdet Ihr mir Eure Gedanken dazu mitteilen… 🙂

 

2 Kommentare zu “Filmtipp – „Frohes Schaffen“: Müßiggang als Gegenentwurf

  1. Hier noch eine Info: http://www.zdf.de/aspekte/Dokumentarfilm-Frohes-Schaffen-26301882.html

    Die Homepage zum Film inklusive Trailer
    http://www.frohesschaffen.wfilm.de/Frohes_Schaffen/Start.html

    Bei Filmstarts kann man auch suchen, wo der Film läuft
    http://www.filmstarts.de/kritiken/217672.html

    Allerdings ist Mainz wirklich das Nächste zurzeit.

    Ich muss los. Nicht zum Schaffen, aber vielleicht (hoffentlich?) bald wieder zum Schaffen …
    Scheiß-Spiel …. 😦

    LG
    Ecem

  2. Ich hab wohl nen Traumjob, bin 5 Std in der Fa. und arbeite ca. 1,5 Std .
    Aber solange die so tun als würden sie mich gut bezahlen tue ich so als würde ich gut arbeiten.

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